Daten und Fakten
Bruchhausen empfängt seine Besucher mit einem malerischen Eindruck: Die Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Johann Baptist mit ihren romanischen und gotischen Bauteilen ist umgeben von einer Gruppe von Fachwerkhäusern aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
BRuchhausen auf einen Blick
Die Basisdaten
Bundesland: |
Rheinland-Pfalz |
Landkreis: |
Neuwied |
Verbandsgemeinde: |
Unkel |
Höhe: |
200 m ü. NN |
Fläche: |
2,58 km² |
Einwohner: |
938 (31. Dez. 2020) |
Bevölkerungsdichte: |
364 Einwohner je km² |
Postleitzahl: |
53572 |
Vorwahl: |
02224 |
Kfz-Kennzeichen: |
NR |
Gemeindeschlüssel: |
07 1 38 008 |
Verbands-Gemeindeverwaltung: |
Linzer Straße 4, 53572 Unkel |
Ortsbürgermeister: |
Markus Fischer |
Einwohner
Postleitzahl
Meter ü. NN
Einwohner je km2
Geschichte
Bruchhausens
Köhlerei und Kupferbergbau waren die ersten ökonomischen Grundlagen für die älteste Siedlung in fränkischer Zeit. Später kamen Ackerbau, Weinbau sowie Ton- und Basaltabbau in den nahegelegenen Brüchen hinzu. Im Ortskern bietet die Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Johann Baptist mit ihren romanischen und gotischen Bauteilen, umgeben von einer Gruppe von Fachwerkhäusern aus dem 17. und 18. Jahrhundert, einen malerischen Eindruck. An den einzelnen Bauteilen der Kirche lassen sich leicht die verschiedenen Bauphasen der Jahrhunderte ablesen.So weist z.B. der zentrale Schlußstein des Chores, der das Wappen des Dietrich von Moers trägt (1414-1462 Erzbischof von Köln), darauf hin, daß dieser unter seiner Regentschaft errichtet wurde unter Beteiligung der Familie von Spee, deren Wappen ebenfalls einen Schlußstein ziert. Die bedeutensten Kunstwerke der Kirche sind eine Madonnen-Holzskulptur aus dem Jahre 1330/40 (bekleidet als Gnadenbild), eine Madonnen-Steinskulptur von Anfang des 15. Jahrhunderts und der einzigartige „Totentanz“ von etwa 1700.
Neben der Pfarrkirche besitzt Bruchhausen eine Reihe weiterer Baudenkmäler, wie etwa die Burg der Grafen von Spee, das Haus der Grafen von Trips, das alte Pfarrhaus mit seinem wunderschönen Mansardendach sowie mehrere Fachwerkhäuser im Ortskern.
Das Wappen von Bruchhausen
Das Wappen der Gemeinde Bruchhausen und seine historischen Hintergründe
Dargestellt von Walter Schmitz (†)
Mit der im folgenden verfassten Dokumentation zum Wappen meiner Heimatgemeinde verfolge ich in erster Linie ein schon seit langer Zeit gehegtes Bedürfnis, näheres und vor allem hintergründigeres über die mit der Wappendarstellung zusammenhängenden ortsgeschichtlichen Ereignisse sowie historische Bedeutsamkeiten recherchierend und ausführlicher niederzuschreiben
Man möge es mir deshalb nachsehen, wenn ich dies an einer oder anderer Stelle vielleicht etwas umfänglich tue und meine Zeilen von daher als „Schnelllektüre“ kaum geeignet sind.
Meine Darlegungen sollen in keinem Falle eine Überarbeitung oder gar eine Richtigstellung der anderenorts bereits mehrfach niedergelegten, offiziellen Wappenbeschreibungen sein, sondern diese allenfalls durch eine umfassendere Betrachtung ergänze. Dabei liegt es in meiner Absicht, im besonderen die von meiner Generation noch erlebbaren, heute nicht mehr vorhandenen, jedoch heimatkundlich relevanten Bedeutsamkeiten ausführlich aufzuzeigen, um sie in diesem Zusammenhang einer daran vielleicht interessierten Nachwelt als stete Erinnerung zu erhalten.
Dass sich ausgerechnet eines der vom Urheber des Bruchhausener Wappens eigens verfassten Originale heute auch im Besitz meiner Familie noch befindet, ist der Zufälligkeit zu verdanken, dass sich nur wenige Jahre nachdem das Ortswappen amtlich rechtskräftig (1923) geworden war, anlässlich der Primiz-Feier meines Onkels hierzu seitens seiner Heimatgemeinde Veranlassung einer obligatorischen Gratulation ergab, wozu sich das neue Ortssymbol als das ideale, “vom obersten Verwaltungschef auch noch selbst gefertigtes“ Geschenk geradezu angeboten hatte. Es wäre nicht nur meinerseits wünschenswert, wenn dieses Familienkleinod seiner urkundlichen Bedeutung wegen noch über viele Generationen weiter vererbt, ansonsten jedoch einem örtlichen Archiv anvertraut würde.
I. Entstehungszeit des Gemeindewappens
Im Vergleich zu der durch Fundstücke belegten weit ins 1. Jahrtausend zurück reichenden, ansonsten aber nebulösen Entstehungszeit einer ersten dörflichen Ansiedlung unserer Gemeinde, liegt dagegen die Entstehungszeit des Ortswappens heute erst knappe 100 Jahre zurück, wenngleich die Ursprünge der sich schon mit Wappen identifizierenden Städte, Großgemeinden, u.a. bis ins frühe Mittelalter zurückreichen.
Wie auch anderenorts der Fall, so findet man die ersten urkundlich verwertbaren Nennungen auch von Bruchhausen fast ausschließlich nur in den Aufzeichnungen von Kirchenbüchern.
Aufgrund fehlender bzw. (m. E. bis heute noch) nicht gesichteter diesbezüglicher Schriftquellen liegt der Zeitpunkt, ab dem im alten Bro(i)chhausen rein weltliche (z.B. ordnungsdienstliche, richterliche, polizeiliche, u.a.) Funktionen von einem Wächter, Ortsvorsteher oder Schultheiß ausgeübt wurden, nicht zuletzt aufgrund der lange Zeit nur wenige hundert Einwohner zählenden Ansiedlung, vermutlich und wenn überhaupt erst im späteren Mittelalter oder gar erst in der unter Napoleon eingeführten Staatlichen-Neuordnung im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts.
Wie oben schon angesagt, kann der für die Entstehung des Bruchhauser Wappens maßgebliche Zeitpunkt relativ sicher datiert werden, weil er unmittelbar mit der Amtszeit (1919 – 1933) unseres damaligen Amtsbürgermeisters, des Herrn Joseph Decku verbunden ist.
Auch wenn es möglicherweise nur eine persönliche Einschätzung meinerseits ist, muss es auch noch aus heutiger Sichtweise als einen Glücksfall sowohl für das Amt Unkel im allgemeinen wie für die Gemeinde Bruchhausen im besonderen bezeichnet werden, dass eine derart hoch und vielseitig qualifizierte Person in den notgeplagten, politikbewegten Nachkriegsjahren die Verantwortung und Aufgaben eines Amtsbürgermeisters nicht nur übernommen, sondern diese darüber hinaus sehr segensreich und nachhaltig gestaltet hat.
Man mag es mir nachsehen, wenn ich mich in der folgenden Rückbetrachtung bzw. Benennung seiner besonderen `Wohltätigkeiten` auf die `Bruchhausen – Sichtweise` beschränke:
-
- So ist es nicht zuletzt der unermüdlichen Überzeugungskraft und dem eisernen Durchsetzungsvermögen, z.B. im Umgang mit den Ratsherren und den Aufsichtsbehörden einerseits oder mit den für die Planung – und Ausführung Verantwortlichen andererseits, der Person des Herrn Decku zuzuschreiben, dass es im Jahre 1923 endlich zum Bau und zur Verwirklichung einer zentralen Wasserversorgung kam. War das ein großer Segen und Freudenanlass für die Bruchhausener, als sie von heute auf morgen nicht mehr in der damals noch offenen Brunnensenke ihren täglichen Wasserbedarf schöpfen gehen mussten.
- Eine ähnlich wohlwollende und tatkräftige Unterstützung durch ihren Amtsbürgermeister konnten die Bruchhausener wenige Jahre später erfahren, als nach einer relativ kurzen Bauzeit anno 1926 ein modernes und großräumiges, neues Schulgebäude (Marienschule) mit einer im Kellergeschoß eingerichteten, neuzeitlichen Badeanstalt fertig gestellt bzw. seiner Bestimmung übergeben werden konnte.
- Schließlich war es dem Weitblick und der daraus resultierenden Planinitiative des Herrn Decku auch zu verdanken, dass ein bis dahin unbefestigter Waldweg zwischen Unkel und Bruchhausen endlich zu einer sicheren, zweispurigen und offiziellen Verkehrsstraße, im Volksmund die „Chaussee“ genannt, der heutigen L252 ausgebaut wurde.
- Die eigentlich bedeutsamste Veranlassung in der Aufzählung der Verdienste von Herrn Decku muss in meinem Bericht natürlich in der Würdigung seiner hochgradigen Befähigung auf dem Gebiet der „Wappenkunde“ liegen, von der neben vielen anderen auch die Gemeinde Bruchhausen profitieren durfte. Nach seinem breiten und weitgefächerten Studium (Rechts-, Sozialwissenschaft, Kunstgeschichte, u.a.) war es schließlich das künstlerische Betätigungsfeld eines Heraldikers, dem er sich, im besonderen auf seinem späteren Lebensweg, fast ausschließlich verbunden fühlte und zum Schöpfer unzähliger Orts- und Kreiswappen, sowie gar des Landeswappen von RheinlandPfalz, u. a. werden ließ.
Nachdem Unkel wie auch Erpel schon lange ihre eigenen Ortswappen besaßen, war es für Herrn Decku schließlich selbstverständlich, dass er dank seines naturgegebenen heraldischen Faibles nach nur wenigen Jahren seines Amtsantritts als Verwaltungschef auch den beiden anderen amtsangehörigen Gemeinden Rheinbreitbach und Bruchhausen zu einem offiziellen Ortswappen verhalf. Wie hervorragend ihm beide Wappenentwürfe gelungen sind, steht wohl außer Zweifel, lassen sie doch beide auf eine sorgfältige Recherche der jeweiligen ortsspezifischen Vergangenheit schließen!
II. Strukturierung des Gemeindewappens
Die Vermutung liegt nahe, dass diese Form wohl ein Hinweis des Schöpfers auf die oben erwähnte Ortsentstehungszeit sein könnte.
Was die förmliche Gestaltung, d.i. die Konstruktion des Schildes im allgemeinen sowie die Proportionalität der Teilflächen im Detail angeht, so lässt sich nach einem Studium des von Herrn Decku herausgegebenen, um 1960 neuaufgelegten Buches „Deutsche Länder- und Städtewappen“ auch für einen Laien unschwer erkennen, dass natürlich auch unser Ortswappen nach heraldischen Regeln aufgebaut ist.
Um es fachsprachlich auszudrücken, besteht das Bruchhausener Wappen aus einem Schildhaupt und einer zweimal gespaltenen Schildbrust.
Da mich das Herausfinden seiner Konstruktionsprinzipien, etwa zum Zwecke einer möglichst naturgetreuen Nachbildung im besonderen Maße interessierte, bedurfte es mehrerer Versuche, dieses Ziel an Hand des eingangs erwähnten „Wappenoriginals“ mit Zirkel und Lineal zu erreichen.
Ohne den Anspruch zu hegen, dass der von mir (siehe Abbildung) aufgezeigte Konstruktionsmodus ohne Alternative wäre, lässt sich unser Ortswappen „zeichnerisch“ in einem Rasternetz mit einer „Neuntel-Einheitsgröße“ geometrisch wie folgt konstruieren:
-
- Wahl der Schildbreite (B) , d.i. Breite des rechteckigen Schildhauptes = 9/9
- Höhe des rechteckförmigen Schildhauptes 3 x 1/9 = 3/9
- Mittlerer u. unterer Bereich zweimal gespalten in je B/3 = 3/9
- Radius der Kreissegmentbögen mit dem Mittelpunkt M im 9 tel-Punkt der
unteren Schildhauptlinie = 8/9
Diese Beschreibung zur Geometrie des Bruchhausener Wappens wird für eine praktische Verwendung von nicht allzu großer Bedeutung sein, da für eine Wappennachbildung oder Vervielfältigung technisch einfachere Möglichkeiten gegeben sind. Es sei denn, man plane eine größer flächige Darstellung.
Ortswappen werden als staatlich genehmigte „Hoheitszeichen“ in einer offiziellen Wappenrolle geführt. Sie sind der amtlichen Verwendung vorbehalten und dürfen nur mit deren Erlaubnis durch Dritte benutzt werden!
Man mag es in diesem Zusammenhang schon bedauern dürfen, wenn der Einfachheit der Vervielfältigung wegen das unerlaubte Verwenden unseres Ortswappens durch nichtamtliche Gruppierungen für eigene Interessen missbraucht wird, zumal wenn es dabei auch noch zu verfälschenden Manipulationen kommt.
III. Symboliken des Gemeindewappens
Aufgrund seiner „symbolischen“ Darstellungsmerkmale muss das Bruchhausener Wappen als „historisches Wappen“ eingestuft werden. Die einzelnen Symbole stehen entweder für das einstige Ortsleben ganz allgemein oder aber für ortsgeschichtlich außergewöhnliche Ereignisse im besonderen.
Hinsichtlich der Auswahl und der gekonnten Darstellungsweise des „Ortstypischen“ kann man auch hier wiederum das extravagante Talent seines Schöpfers erahnen.
1. Das schwarze Balkenkreuz in Silber (weiß) weist darauf hin, dass die Gemeinde Bruchhausen in der längsten Zeit ihres bisherigen Bestehens (u.zw. bis 1803) überregional ein Ort des Kurfürstentums Köln war und von daher seine maßgebliche, nachhaltige kulturelle Prägung erhielt. Ursprünglich als Teilgebiet aus dem „Kurfürstentum des Heiligen Römischen Reiches“ hervorgegangen, entstand „Kur-Köln“ nach den ca. 200 Jahre währenden Besitzquerelen etwa um 1150 und bildete ab dann den weltlichen Herrschaftsbereich des Erzbischofs von Köln.
Während Bruchhausen kirchlich weiterhin im Erzbistum Köln verblieb, wurde die südliche Region des Bistums im Zuge der napoleonischen Neugliederung 1803 dem Kurfürstentum von Köln und damit auch der Gewalt des Kölner Erzbischofs entzogen, um dem Herzogtum Nassau mehr Macht zu verleihen.
Nach der Vertreibung Napoleons wurde nach der „Nassauischen Ära“ (1803 – 1815) das gesamte Rheinland dem „Königreich Preußen“ zugesprochen, in dessen neuen Verwaltungsstrukturen Bruchhausen sich dann im Kreis Neuwied wiederfand.
Trotz der inzwischen seit über 200 Jahren bestehenden regionalen Neuzuordnung hat sich die Bevölkerung in ihrer Wesensart nicht verändert und nach wie vor ihre ursprüngliche, ihrer Mentalität entsprechende Zugehörigkeit zur rheinisch-kölnischen Region erhalten, was nicht nur in der Mundart (= Muttersprache) sondern besonders auch im Brauchtum (= 5. Jahreszeit u. in vielem anderen) zum Ausdruck kommt!
2. Die in den roten Wappensegmentflächen in Goldfarben (gelb) dargestellten Traube mit zwei grünen Blättern auf der einen Seite sowie dargestellten Ährengarbe auf der anderen Seite weisen darauf hin, worin über viele Jahrhunderte hinweg die überwiegende Lebensgrundlage für die Einwohner von Bruchhausen bestand.
Als unmittelbar auf des „Rheintales Höhe“ gelegener Ort, liegt es zwar nahe, dabei den Weinanbau naturgemäß als eine wohl früheste und beständigste Einnahmequelle der damaligen Bewohner annehmen zu können.
Der in dem reichhaltigen Baumbestand begründete Köhlereibetrieb der ersten Ansiedler hinterließ in der Folge immer größer werdende Freiflächen, deren Nutzung für eine Feldwirtschaft den Menschen zunehmend lukrativer erschien. Eine hierzu besonders fruchtbare Bodenart einerseits sowie eine für den Ackerbau ideale, weil flache Geländelage in der gesamten Bruchhausener Flur andererseits boten der überwiegenden Bürgerschaft somit über viele Jahrhunderte hinweg eine gute und auskömmliche Existenzgrundlage.
3. Als die zweifellos aussagekräftigste Symbolik im Wappen muss aber wohl die in der mittleren, goldfarbenen Spalte dargestellte „Madonna mit Kind“ bezeichnet werden, da mit ihr nicht alleine ein weit über seine Ortsgrenzen bekannter und auch von der römischen Kurie offiziell bestätigter Wallfahrtsort dokumentiert, sondern darüber hinaus auch eine über tausend Jahre (so uns die Legende vom Bau der ersten Kirche zu erzählen weiß) bestehende „Marienverehrung“ verkörpert wird. Sie hat letztlich und fast ausschließlich die gesamte ortsgeschichtliche Entwicklung unseres Heimatdorfes von Anfang an beeinflusst und entscheidend mit geprägt.
Dass neben anderem in einer solch kleinen Ortsgemeinde ein so imposantes Kirchengebäude entstehen konnte, kann m. E. offenbar nur mit dem gemäß der Überlieferung nach schon im frühen Mittelalter aus der ganzen Umgebung einsetzenden und ständig gewachsenen Pilgeraufkommen erklärt werden!
An gleicher Stelle einer (mutmaßlich hölzernen) Vorgängerkirche wurde daher bereits im frühen Mittelalter ein schon beachtenswert großes und massives Kapellenbauwerk, das südseitige Langschiff neugebaut. In den folgenden Jahrhunderten immer wieder erweitert, hatte das, im Jahr 1230 erstmals als „Marienwallfahrtskirche“ erwähnte, überwiegend mit dem Schiefergestein aus der unmittelbaren Umgebung errichtete Bauwerk bereits bis Ende des 15. Jahrhunderts weitestgehend seine heutige Ausdehnung angenommen. Auch wenn die oberste Kirchenbehörde in Köln von den vielen, zur „Trösterin der Betrübten“ eilenden Menschen irgendwann Kenntnis bekam und die wesentlichsten finanziellen Mittel sowie Planung und Bauüberwachung in Händen der erzbischöflichen Verwaltung lagen, muss wohl trotzdem ein hohes Maß an Idealismus und Eigeninitiative seitens der Einheimischen unterstellt werden, damit „ihre Traumkirche“ verwirklicht werden konnte.
Zu dem sicherlich größten und außergewöhnlichsten Event in der Marienverehrung kam es schließlich zur Zeit der sensationellen, weil übernatürlichen Ereignisse um die „tränende“ Madonna. Nachdem er mit einem großen Gefolge im Dez. 1745 nach Bruchhausen gekommen und sich vom „wundersamen“ Geschehen persönlich überzeugt hatte, veranlasste Erzbischof Klemens August, gleichzeitig auch Kurfürst von Köln, statt der bis dahin verehrten, aus Stein bestehenden Madonna, von nun an diese, vorher weniger beachtete, aus Eichenholz geschnitzte Figur zur „offiziellen“ Wallfahrtsmadonna zu erklären. In festliche Kleidung gehüllt und mit goldenen Kronen geschmückt ist sie seither zum Symbol für den ganzen Ort geworden.
4. Schließlich und endlich wären damit eigentlich alle Symboliken des Wappenschildes beschrieben, stellte sich nicht noch die Frage:
„Sollen die im Bruchhausener Wappen so dominanten Farben `Rot` und `Gold` letztlich nicht auch einen und welchen historischen Hintergrund haben oder sollte man sie als wappentypisch und/oder künstlerische Eingebung ohne jeglichen Symbolwert verstehen?“
Aufgrund der auch bei all seinen anderen Schöpfungen stets erkennbaren Akribie bezüglich der Darstellungskriterien, kann man sich aber durchaus sehr gut vorstellen, dass Herr Decku mit den besagten Farben sehr wohl einen Bezug herstellen wollte, und zwar den zum Familienwappen der im 17. Jahrhundert in Bruchhausen ansässigen Adelsfamilie „von Spee“, dessen Grundfarben mit dem Gemeindewappen vollkommen identisch sind und außerdem eine Ortsgeschichte von Bruchhausen nicht ohne Erwähnung dieser Familie geschrieben werden kann.
Bei diesem Bezug geht es jedoch nicht um irgendein Wappen der im nördlichen Rheinland sehr verbreiterten und einflussreichen Sippe derer von Spee mit ihrem Hauptmerkmal: Roter Hahn auf silbernem Grund im Schildhaupt, sondern hier ausschließlich um die mit der „Bruchhausener Spee-Familie“ verbundene Wappendarstellung, wie diese im Chorgewölbe der Pfarrkirche bis zur Kirchenrenovierung anfangs der 1950 er Jahre noch vorhanden war.
Ganz offensichtlich war es diese, jahrhundertalte Speewappen-Darstellung mit ihrer, von goldenen Querstreifen unterbrochenen plakativ-roten Schildbrust, sie konnte von meiner Generation noch bewusst wahrgenommen werden, die Herrn Decku veranlasste, diese auch symbolhaft für die Grundfarben des Bruchhausener Ortswappens zu wählen.
In den Jahren 1610-12 nach Bruchhausen gekommen, nahm der nicht unbegüterte Robert von Spee die damals sicherlich reichste Bruchhausener Liegenschaft mit dem größten Anwesen (Burg) in seinen Besitz. Wohl in Anerkennung seiner gemeinnützigen, besonders der Kirche erwiesenen Wohltaten, wurde ihm nicht nur die Ehre zuteil, dass einer der drei Schlusssteine im Chorgewölbe nachträglich mit seinem Wappen geziert wurde, sondern darüber hinaus auch eine Gruft-Bestattung im Zugangsbereich des Chorraumes.
Die in seine Zeit fallende Gründung des Junggesellenvereins (1624) ist angesichts des standesbedingten Einflusses in der damaligen Bürgerschaft möglicherweise ebenfalls mit seiner Person verbunden.
Dass die Bruchhausener „von Spee-Familie“ schließlich auch weit über die Ortsgrenzen bekannt wurde und deshalb in der überregionalen Geschichtsschreibung erwähnt wird, ist der damals wütenden Hexenverfolgung zuzuschreiben, der auch die Gattin des o.g. Robert von Spee in leidvoller Weise zum Opfer fiel und nach quälenden Prozessen schließlich hingerichtet wurde.
Warum anlässlich der o. g. Kirchenrenovierung aber im Spee-Wappen die Farbe „Rot“ entfernt (evtl. abgetragen, übermalt oder das heutige „Grün“ freigelegt) wurde, konnten mir nach meiner, zu einem späteren Zeitpunkt erfolgten Nachfrage weder das Generalvikariat noch der in dessen Auftrag tätige Restaurator aufklärend beantworten.
Angeblich, um den Kirchenraum stilgerechter (?) und/oder auch nur dem Zeitgeist anzupassen, wurden damals u.a. auch die beiden anderen im Chorgewölbe befindlichen Wappen, der Grafen „von Trips“ und von der „Löwenburg“, respektive das Wappen des Erzbischofs Dietrich von Moers (1414-1462) sowie darüber hinaus noch vieles andere Vertraute (Wandmalereien bzw. Ornamente, ein wertvoller Kreuzweg aus Barock-Bildern, die Orgelbühne, u.v.a.) gemäß den Vorstellungen der Kirchenarchitekte mehr oder weniger umgestaltet.
Einer in der Nachkriegszeit mit anderen Sorgen beschäftigten Bevölkerung brauchte man sich für dieses Tun ohnehin zu keinerlei Rechenschaft verpflichtet fühlen. Ein ähnliche gelagerte Missachtung des sog. Bürgerempfindens seitens der Kirchenbehörde geschah dann noch einmal, als wenige Jahre später auch unsere bis dahin typische, in die Landschaftschaft passende „schlichtweiße“ Kirche mit einem neuen, gewöhnungsbedürftigen rotbraunen, „baustilgerechterem (?)“ Anstrich versehen wurde.
In diesem Zusammenhang soll bzw. darf es auch nicht unerwähnt bleiben, dass es der langjährige Lehrer Richard Daub („Wallfahrtsort Bruchhausen in Geschichte und Sage“) war, der in den Jahren um 1950 die zu diesem Zeitpunkt noch in ihrer Ursprungsdarstellung vorhandenen oben genannten drei gräflichen Wappen, d.h. einschließlich des beschriebenen Spee-Wappen, deren ortsgeschichtlichen Bedeutung erkannt hatte und sie deswegen auf den schrägen Wandkonsolen der Deckenbalken seines im übrigen auch sonst museal gestalteten Klassenzimmers farbgetreu nachbildete, um sie als Zeugnisse der Vergangenheit zu erhalten bzw. einer noch breiteren Öffentlichkeit bewusst zu machen.
Offensichtlich hatte man den Wert dieser sog. heimatgeschichtlichen Besonderheit, auch hier wiederum verkannt, als die damals 50 Jahre alte „Marienschule“ zum heutigen Dorfgemeinschaftshaus umgebaut wurde und tragicherweise die o.g. Wappen, d.h. damit leider auch das wohl letzte Spurenelement eines jahrhundertealten Spee-Wappen-Dokuments unbedacht vernichtet wurden. Schade!
Schlussbemerkung
Dass im Zuge der o. g. Restaurationsarbeiten bzw. Umbaumaßnahmen (und zwar an/in öffentlichen! Bauwerken) unbedingt jahrhundertalte Zeugnisse unserer Vorfahren beseitigt wurden, muss man wohl als heimatkundlich interessierter Bürger nicht unbedingt gut finden und als tragisch bewerten dürfen, weil eben damit auch die wahrscheinlich letzten authentischen Spuren über das Aussehen des „Bruchhausener Spee-Wappens“, d.h. im weiteren Sinne die „Herkunft-Urkunde“ der mit unserer Ortsfahne dokumentierten „Ortsfarben“ vernichtet wurden!
Alles in allem möchte ich abschließend dennoch feststellen wollen, dass wir als die heutige Bürgerschaft von Bruchhausen aus vielerlei Gründen stolz auf unser einzigartiges Ortswappen sein sollten.
Bruchhausen, am 01. Nov. 2017
Original des auf der Titelseite genannten Bildgeschenkes zur Primiz des Herrn Pater Bonosus Hoffman (1927)
Zwei Heimat-Gedichte
von Walter Schmitz (†)
Bruchhausen, meine rheinische Heimat!
Wo die Erinn‘rung so gern verweilt ?
Ort meiner Kindheit und Jugendzeit
liegst auf des Rheintales grünen Höh’n.
Bruchhausen, Heimat wie bist du schön!
Bruchhausen, Heimat, meine liebe Heimat!
Herrliches Rheinland, du mein Heimatland!
Dort bei der Kirche im Talesgrund
saß man am Brunnen in froher Rund‘
unter der Linde am kühlen Quell‘.
Burschen und Mädel sangen hell:
Bruchhausen, Heimat, meine liebe Heimat!
Herrliches Rheinland, du mein Heimatland!
Die alten Straßen und Häuser noch
leben in meinen Gedanken fort.
Vom alten Backhaus erzählt manche Mär,
die alten Freunde, sie sind nicht mehr.
Bruchhausen, Heimat, meine liebe Heimat!
Herrliches Rheinland, du mein Heimatland!
Füllet die Becher bis an den Rand:
‘Hoch lebe die Heimat, das rheinische Land!‘
Lassen wir alle uns fröhlich heut‘ sein,
`Bruchhauser Blümchen`, so heißt unser Wein!
Bruchhausen, Heimat, meine liebe Heimat!
Herrliches Rheinland, du mein Heimatland!
Brores op de Hüh, watt beß du schön
Weiß du wo op onse Welt, wo et jedem jood jefällt?
Weiß du wo de Lück hann imme frohe Sinn?
Wo de Hähnebach entsprink, wo de Wesderwald bejinnt,
wo me lure kann von owwe op de Rhing,
do lött et sich och janz jood läwwe,
do föhlt me sich su richtisch wohl!
Obb en Schüre, obb en Kölle,
obb en de Schweiz oder obb en Südtirol,
üwwerall, wo me hinkütt, hürt me sare:
„Brores op de Hüh, watt beß du schön!“
Statt die Mädche do setzen on klare,
hann se em Kopp nur jecke Tön.
Och die Jonge sin demm Herjott jood jelonge,
datt kann doch keiner üwwersehn.
Wo me hinkütt wied jesonge:
„Brores op de Hüh,, watt beß du schön!“
Üwwerall, do wied jesonge:
„Brores op de Hüh, watt beß du schön !“
Brores wor add fröher schön, datt vezohl et Betze Leen,
weil et jään mem Schang`s Ohm op de Musik jing.
Mol beim Schladde en de Laube, mol beim Fuhrmann en de Traube
joh, do soß me off on dronk sing Schöppche Wing.
Äwwer op de Kirmes wor me all zesamme
beim Krüze Dollewes on beim Clino`sch Mie.
Hat beim Danze do die Stimmung anjefange,
dann song der janze Saal die Melodie:
üwwerall, wo me hinkütt, hürt me sare:
„Brores op de Hüh, watt beß du schön!“
Statt die Mädche do setzen on klare,
hann se em Kopp nur jecke Tön.
Och die Jonge sin demm Herjott jood jelonge,
datt kann doch keiner üwwersehn.
Wo me hinkütt wied jesonge:
„Brores op de Hüh,, watt beß du schön!“
Üwwerall, do wied jesonge:
„Brores op de Hüh, watt beß du schön !“
Me jläuv et kaum, doch et es wohr: Brores steit add dausend Johr!
Dausend Johr on mih hann Minsche he jeläv.
Met vill Möh` en Freud` on Leid hann die och en schwerer Zeit
onse Dörfje jood erhahle on jefläch.
Drömm könne mir hük stolz drop luure
op ons Brores en der schönen Flur.
Wenn ons andere deshalb don bedure,
singen mir voll Stolz datt aahle Leedche nur:
üwerall, wo me hinkütt, hürt me sare:
„Brores op de Hüh, watt beß du schön!“
Statt die Mädche do setzen on klare,
hann se em Kopp nur jecke Tön.
Och die Jonge sin demm Herjott jood jelonge,
datt kann doch keiner üwwersehn.
Wo me hinkütt wied jesonge:
„Brores op de Hüh,, watt beß du schön!“
Üwwerall, do wied jesonge:
„Brores op de Hüh, watt beß du schön !“